Vortrag: Data und Text Mining in der Geschichtswissenschaft

Historiker als die neuen Data Scientists

Im Zuge der Digitalisierung werden inzwischen auch in der Geisteswissenschaft Methoden wie Data Mining und Text Mining eingesetzt. In Kombination mit der dort bereits vorherrschenden Methodenkompetenz in den Bereichen Datenqualität, Datenrelation und Dateninterpretation eignet sich insbesondere ein Historiker als Data Scientist für Unternehmen für die Bewertung, Aufbereitung und Analyse des heterogenen Datenbestands.

Wenn wir von Big Data reden, meinen wir zumeist viele unstrukturierte Daten mit einer schwer zu bewertenden Qualität. In der Geschichtswissenschaft wird seit jeher mit unsauberen und unvollständigen Daten gearbeitet. Die Quellen werden so gut wie möglich aufbereitet und ihre Unzulänglichkeiten dokumentiert und entsprechend berücksichtigt. Historische Forschung betrachtet größere zeitliche und räumliche Abstände und steht dabei vor der Herausforderung, die sehr heterogenen Daten zu verknüpfen. Die Quellen werden dabei auf entsprechende Gemeinsamkeiten hin untersucht und Beziehungen zwischen diesen geknüpft.

Naturwissenschaftlich-mathematische Methoden gehen immer von einer eindeutigen Wahrheit aus, der man sich mit statistischen Methoden nähern kann. Geisteswissenschaftler im Allgemeinen und Historiker im Besonderen suchen nicht nach einer eindeutigen Wahrheit, sondern erstellen eine Analyse der unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten der Daten.

Der Vortrag zeigt die Anwendung verschiedener Data und Text Mining-Methoden in der Geschichtswissenschaft anhand von Beispielen aus abgeschlossenen und laufenden Forschungsvorhaben. Es werden dabei sowohl die Besonderheiten der geisteswissenschaftlichen Forschung als auch die allgemeingültigen Herausforderungen aus den Bereichen Datenqualität, Datenrelation und Dateninterpretation dargestellt. Für jedes Beispiel wird das Potenzial für die Übertragung auf Unternehmen aufgezeigt, um zum einen neue Denkanstöße für die Analyse der eigenen Daten aufzuzeigen und zum anderen die Einsatzmöglichkeiten von entsprechend ausgebildeten Historikern in der eigenen Organisation
darzustellen.

Christoph Hein – HENDRICKS, ROST & CIE. GmbHPhilipps-Universität Marburg